In einem großen Talkessel, ungefähr 200 Kilometer westlich von Bangkok, in der Provinz Kanchanaburi, in der Nähe der burmesischen Grenze, befindet sich das Kloster Wat Pa Luangta Bua. Das Kloster ist aber nicht nur ein Ort der Harmonie, in dem die Mönche nach innerer Einkehr suchen, es ist ein ganz besonderes Beispiel für das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier. Im Kloster Wat Pa Luangta Bua leben asiatische Tiger Seite an Seite mit buddhistischen Mönchen.
Mit buddhistischer Gelassenheit treten die Mönche den Raubtieren gegenüber, sie glauben, wer mit den Tigern umgehen kann, meistert auch sein Leben.
"Wir sind hier eine große Familie", sagt Obermönch Phusit Khantidharo, der im Schneidersitz auf einem Felsen thront, während hin und wieder eine der riesigen Wildkatzen ihre pelzige Schnauze an seinem safrangelben Gewand reibt.
Das Mönchskloster wurde in 1994 gebaut. Der Name des Mönchsklosters wurde von Luangta Maha Bua Yanasampanno, dem berühmten Meditation-Guru, gegeben. Die Ziele des Mönchsklosters sind, Buddhismus zu verbreiten und Wälder und Tierwelt zu erhalten sowie gegenwärtig das Projekt vom Bau einer " Neuen Heimat für die Tiger ".
- Die "Tiger-Geschichte" begann, als 1999 ein verletztes Tigerbaby ins Kloster gebracht wurde, welches leider wenige Monate später starb. Kurz darauf brachten Leute aus der Umgebung zwei weitere kleine Tiger, die sie vor Wilderern retten konnten. Dies sprach sich schnell herum und das Kloster hatte bald den Ruf des Waisenhauses für Raubtiere.
- Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Tigern, die ihr Zuhause mit den Mönchen teilen. Im Kloster leben neben den ausgewachsenen Tigern auch Jungtiere, die im Tempel geboren wurden.
- Außerdem gibt es auch viele Schweine, Hirsche, Pfauen, Hühner, Pferde und Wasserbueffel u.a.
Die Tage sind lang und arbeitsreich: Morgens um fünf Uhr verlassen die Mönche den Tempel, um bei den Nachbarn um Almosen zu bitten. Die Leute geben ihnen gern und reichlich, verspricht der buddhistische Glaube doch, ein besseres Dasein im nächsten Leben - durch gute Taten.
Noch vor dem Frühstück, der einzigen Mahlzeit am Tag, werden die Tiergehege gesäubert und die Tiger gefüttert. Während sich die Buddhisten im Waldkloster rein vegetarisch ernähren, ist der so genannte Tiger-Tempel wohl Weltmeister im Fleischverbrauch, gut 60 Kilo pro Tag, was aus Spendengeldern finanziert wird.
Nachmittags dann werden die Tiger, alle zwischen drei und fünf Jahre alt und mehrere Zentner schwer, an die Leine gelegt und ins nahe gelegene Tal geführt: Freilauf für die Raubkatzen und für die Mönche sind das Momente höchster Konzentration. Nur mit Worten und geistiger Autorität halten sie die Tiere in Schach. "Man darf ihnen nie den Rücken zukehren", sagen die Mönche aus Erfahrung. "Ein Tiger bleibt ein Tiger, auch wenn er einem aus der Hand frisst. Er ist immer ein wildes Tier."
Der wöchentliche Waschgang lässt das fast vergessen. Wie Hauskatzen lassen sich die Tiger einseifen und genießen es, von den Mönchen gebürstet zu werden. Die Buddhisten aus Luang verehren den Tiger als heiligstes aller Tiere. Denn der Tiger lebt normalerweise dort, wo ihr großer Lehrer Buddha seine Erleuchtung empfangen hat, im Dschungel. "Außerdem", erklärt ein Abt, "symbolisiert der Tiger Angst, deshalb bekämpfen ihn die Menschen normalerweise. Wir aber leben mit ihm zusammen und überwinden so die Angst. Das lässt andere Menschen in den Glauben vertrauen".
Das Kloster Wat Pa Luangta Bua ist von der Regierung anerkanntes Tigerschutzzentrum - und nicht zuletzt eine Touristenattraktion.
Jeden Tag zwischen 14:00 und 17:00 Uhr kann man den Tempel besuchen (der Tigertempel ist gegen eine kleine Spende für Besucher geöffnet) und sich mit den Tigern fotografieren lassen.
Die Tiger werden dafür in eine Schlucht geführt, wo sie die meiste Zeit faul dösen und das Fotografieren brav über sich ergehen lassen. Damit alles glatt geht, wacht der Abt des Klosters selbst über die Szene. Aber man hat doch irgendwie ein leicht mulmiges Gefuehl, wenn man die Kätzchen hier ohne Leine herumliegen sieht. Einmal erhebt sich einer und brüllt ordentlich, der Abt, der neben ihm steht, zuckt nicht mal mit der Wimper, uns Besuchern stellt es mal kurz die Nackenhaare auf und alle gehen gleich einen Schritt zurück.
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